Region. Seit 1970 kümmern sich Weißstorchbetreuer flächendeckend um den Weißstorch in Niedersachsen und Bremen. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit üben sie seit dem Jahr 2011 in der Landesarbeitsgruppe (LAG) Weißstorchschutz des NABU Niedersachsen aus. Für das Jahr 2023 haben sie nun die Bestandszahlen ermittelt und legen diese in ihrer Jahresbilanz vor. Das Ergebnis ist auch in diesem Jahr insgesamt erfreulich.
In Niedersachsen/Bremen ließen sich 2023 insgesamt 2.090 Weißstorchpaare nieder. Bei der ersten Zählung im Jahr 1907 waren es noch 4.500 Paare. Danach setzte ein ständiger Rückgang ein, sodass bei der zweiten Zählung im Jahr 1934 nur noch 1925 Paare gezählt wurden. Der historische Tiefstand mit nur noch 217 Paaren wurde im Jahr 1988 erreicht. Anschließend begann ein Aufwärtstrend, der sich bis heute fortsetzt. 2017 waren es dann wieder rund 1000 Paare, 2023 wurde erstmalig wieder die 2000er Grenze überwunden. Das storchenreichste Gebiet ist derzeit der Landkreis Cuxhaven mit 265 Paaren.
Hauptursache für die Zunahme ist das veränderte Zugverhalten vieler westziehender Störche. Sie fliegen nicht mehr nach Afrika, sondern überwintern bereits in Spanien, Portugal, Frankreich und zunehmend auch in Deutschland. Dort finden sie ausreichend Nahrung. Ihre Rückkehrquote ist deutlich gestiegen. Ein Faktor war in den letzten Jahren für die ostziehenden Störche günstige Überwinterungsbedingungen in Afrika.
Die 2090 Storchenpaare in Niedersachsen/Bremen brachten 4130 Junge zum Ausfliegen. Das entspricht einem Jungenschnitt von 1,98 pro Paar. Dieser liegt somit deutlich über dem Schnitt der letzten 25 Jahre in Höhe von 1,78. Den besten Bruterfolg hatten 2023 die Störche in den Kreisen Stade mit 2,44, Rotenburg mit 2,43 und Cuxhaven mit 2,39 flüggen Jungen pro Paar. Gründe für dieses gute Brutergebnis waren vor allem günstige Nahrungsbedingungen vor Ort und das Ausbleiben von Extremwetter wie kaltem Dauerregen und Trockenheit über sehr lange Zeit.
Gute Verhältnisse fanden die Storchenpaare vor, die früh mit der Brut begannen. Kräftige Regenfälle im März hatten für länger anhaltende Feuchtigkeit im Boden und damit für eine gute Nahrungsverfügbarkeit gesorgt. Es gab genügend der für die erste Phase der Jungenaufzucht so wichtigen Regenwürmer und sonstiges Kleingetier. Auch in der Zeit danach war vielerorts ein (zumindest für Störche) guter Bestand an Mäusen und später auch an Heuschrecken vorhanden. Für Junge, die ab Mitte Mai schlüpften, waren trotz längerer Trockenheit die Gegebenheiten zufriedenstellend. Zwischendurch regnete es zumindest regional immer mal wieder. Manches Mal überfordert waren junge Erstbrüterpaare und Spätbrüter, so dass es gerade auch bei ihnen zu Brutabbrüchen kam.
„Insgesamt war 2023 für die Weißstörche in Niedersachsen und Bremen ein gutes Jahr“, bilanziert Hans-Jürgen Behrmann und betont: „Die Aussichten sind günstig, dass die positive Entwicklung der Storchenpopulation auch in den nächsten Jahren anhält. Immer mehr Störche der geburtenstarken letzten Jahrgänge werden brutreif. Wichtig wird ein weiterhin gutes Nahrungsangebot in den Überwinterungsgebieten der Westzieher sein und dass auch die Ostzieher in Afrika gute Bedingungen vorfinden. Unsere Aufgabe ist es, für die Störche und ihren Nachwuchs bei uns weiter ausreichend Feuchtgrünland mit entsprechenden Biotopen zu erhalten und darüber hinaus neu zu schaffen.“
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